Das seltene Wort
hantiyara- (mir sind nur drei Belege bekannt) bezeichnet nach
Kronasser H. 1961a, 158 (so auch HW
2, 192a-b und
Kloekhorst A. 2008a, 1015) ein Attribut des Wassers.
Haas 2002d, 505-506 (so auch Oettinger
2004a, 348 mit Anm. 3 und
Rieken 2004a, 539-540) bezieht
ḫantiyara auf
KU6 statt auf
witi. Seiner Meinung nach würde das Wort den Panzer einer (Wasser)schildkröte bezeichnen (er vermutet auch eine Ableitung aus
ḫant- „Stirn„). Deshalb würde die Übersetzung dieses Satzes lauten (vgl. dazu
Oettinger 2004a, 348 mit Anm. 3 und
Rieken 2004a, 540): „Und darin band er (der große Fluss) den ‚Fisch im Schädelknochen’ (d.h. die Wasserschildkröte) im Wasser“. Später unterbreitet
Oettinger N. 2007b, 543-545 nach einem mündlichen Vorschlag von Craig Melchert eine neue Interpretation von
ḫantiyara- als „vorgelagert“ und übersetzt: „er band den Fisch im vorgelagerten Wasser“. Letzlich hat
Hoffner H.A. 2015a, 66ff. eine weitere Interpretation gegeben. Zuerst lehnt er den Vorschlag von Haas ab und behauptet die Verbindung von
ḫantiyara mit
ḫant- „Stirn“. In der drei Passus des Rituals, in dem
ḫ. erscheint, ist das Wort entweder mit dem Fish (KBo 3.8 Rs. III 19-20, 20-21) oder mit dem Wasser (KBo 3.8 Rs. III 1-3) verwandt. In dem ersten Fall „it could denote a variety of fish with a distinctive frontal (
hant-) area, a feature that in fact often distinguishes types of fish“, in dem zweiten Fall „we may think of water in areas of seas or lakes that is 'frontal' in the sense of closest to the shore: shallow water, or the waters of a bay or inlet“.
⑄Vgl. auch
Starke F. 1990a, 567-568, der
witi als Adjektiv „nass“ deutet: „Er hat den Fisch drinnen im nassen
ḫantiyara- gebunden“ sowie die leicht abweichende Übersetzung in
Carruba O. 1964a, 431: „dadurch hat er drinnen den Fisch in . . . Wasser gebunden“.